→ Text als PDF

Gedanken zur Arbeit
Brigitte Pamperl, 2003



In meiner künstlerischen Arbeit versuche ich Grenzen in räumlicher und ideeller Form zu hinterfragen. Räume entstehen durch Begrenzungen. Diese Begrenzung wird einerseits gesucht und erwünscht, sie bietet Halt, Orientierung und Struktur, auf der anderen Seite ist sie Eingrenzung, Einengung, Behinderung und Stillstand. Um Lebendiges und Entwicklung zu ermöglichen bedarf es kritischer Aufmerksamkeit dieser Situation.

In den Arbeiten der Serie "Gitterobjekte" war räumliche Definition mein Ansatz. Diese räumlichen Strukturen  sind aus einzelnen Drahtquadraten, welche miteinander beweglich verbunden sind, aufgebaut. Die dunkelgefärbten Stahlgewebeflächen sind ebenfalls flexibel zwischen den einzelnen Metallstäben durchgezogen und gehalten. Auf diese Weise wird Raum bezeichnet und könnte unendlich erweitert werden. Mit wenigen Handgriffen ist es möglich, die Objekte zweidimensional zusammen zu legen und den definierten Raum wieder zu entgrenzen.

Im nicht visuellen Bereich sind die Grenzen: Normen, Ordnungssysteme, Regeln, Übereinkünfte, Codierungen, die das Leben bewusst und auch unbemerkt bestimmen. Den Stellenwert genetischer und materieller Werte und Codierungen versuche ich zu überprüfen. Überlagerungen und Vermischungen dieser Werte lassen Grenzen verschwimmen und behindern die Orientierung zwischen materiellen und ideellen Interessen. Anfang 2001 wurde die menschliche Erbsubstanz entschlüsselt, das Human Genom Projekt, finanziell durch private Unternehmen getragen. Eine intensiv fortgeführte Genforschung in Biologie und Medizin wird nicht frei von zukünftigen Verwertungsinteressen geschehen.

In meiner bildnerischen Arbeit sehe ich in der Darstellung der genetischen Codierung ein Symbol für Leben und alles Lebendige. Symbol für materielle Werte finde ich im optisch sehr ähnlich gestalteten Barcode, welcher alle Produkte des materiellen Handels kennzeichnet. Ich »spiele«  mit optischem Vermischen, Überlagern und Verdichten von Gen - und Barcode. Ich fräse in die Oberfläche transparenter Acrylplatten die Codezeichen ein, schwärze sie mit Grafit, oder zeige diese Stellen mittels austretendem Licht. Spiegel verändern wieder das Erscheinungsbild und beziehen den Betrachter ein. Ein scheinbar unendliches Spiel dessen Grenzen und Auswirkungen wir im realen Leben nicht einschätzen und wahrnehmen können.

Mit der Arbeit  »Grenzposition 2000« ein Projekt im öffentlichen Raum in Krems Stein im Rahmen der Ausstellung  »Licht 2000«,  wies ich auf das Grenztor der Zukunft hin: die Codierung genetischer und materieller Werte als unbeeinflussbares Alltagsgeschehen dem wir nicht entkommen.